Ein Riss in der Wand
Ein im Frühjahr 2019 zutage getretener Riss in der Nordwand der Apostelkirche neben der Taufstelle verweist auf den schweren Bombenangriff auf Münster am 10. Okt. 1943. An dieser Stelle trifft das Jahrhunderte alte Mauerwerk der Kirche auf die neuen, beim Wiederaufbau verwendeten Steine. Die verschiedenen Materialien führen zu dauernden Spannungen. Der „Konstruktionsriss“, wie der hinzugezogene Fachmann ihn nannte, hat aber keine negativen Auswirkungen auf die Statik der Kirche.
„Es war Sonntag, der 10. Oktober, ein herrlicher Altweibersommertag.(….) Dann traf es auch unsere schöne, alte Apostelkirche. Die ganze Orgelempore war weggerissen. Das Gewölbejoch mit den zierlichen gotischen Rippen und dem schönen, alten, farbigen Geranke in den Zwickeln hängt in den Himmel. Werden wir das je noch einmal stützen und auffangen können?“ So notierte es der damalige Pfarrer und spätere Superintendent Georg Gründler.
Eine ewige Mahnung
Die Gemeinde schaffte es. Bereits 1949 gab es den ersten Gottesdienst und 1954 war die Kirche wieder komplett aufgebaut. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass alles mit dem deutschen Überfall auf Polen vor 80 Jahren seinen Anfang nahm.
Wir haben uns im Gottesdienst am 1. September daran erinnert.
Der Riss in der Wand wird nie richtig geschlossen werden können. Dafür sorgen die ständigen Reibungen der Materialien. Eine Wunde, die nie heilen wird, und eine ewige Mahnung.
Dr. Ulrich Bartels