Die Johanneskapelle

Geschichte der Johannes-Kapelle

Vor mehr als 700 Jahren erwarben die Johanniter-Ordensritter, die in Burgsteinfurt eine „Kommende“ gegründet hatten, das Gelände zwischen Bergstraße und Breul in Münster, um hier eine Zweig-Niederlassung einzurichten. Dazu gehörte auch eine Kapelle; diese wurde Anfang des 14. Jahrhunderts gebaut und erhielt den Namen des Ordenspatrons, Johannes des Täufers.
Sie hatte ursprünglich einen rechteckigen Grundriss; die kleine Apsis wurde erst später angebaut, wie man an dem „angeschittenen“ Gewölbe gut erkennen kann; die Fachleute streiten sich, ob sie im 15. oder 18. Jahrhundert angefügt wurde.

Chor JohanneskapelleDie Kapelle hat allerlei Beschädigungen durchgemacht, etwa bei der „Münsterschen Stiftsfehde“ im 15. Jahrhundert als zwei Adelsgeschlechter um die Besetzung des Bischofsstuhles kämpften, und zur Zeit der Wiedertäufer.

Bald danach machten die Johanniter Münster zum Sitz der Kommende, weil sie mit dem evangelisch gewordenen Landesherrn von Steinfurt in Spannung geraten waren. Das war Anlass, die Kapelle zu erneuern; u.a. entstand damals das schöne, leider arg verwitterte Westportal.

Mit der Aufhebung des Johanniter-Ordens 1810 wurde die Kapelle profaniert; die Gärtner, die die Ländereien gepachtet hatten, benutzten sie als Lagerraum und Geräteschuppen. Beim letzten schweren Bombenangriff auf Münster wurden die Gebäude der Kommende zerstört; die St. Johannes-Kapelle erlitt nur mäßige Schäden.


Kopf JohannesFast zufällig wurde sie von Angehörigen des CVJM entdeckt, die auf dem verwilderten Gelände eine Johannisfeier halten wollten. Sie räumten die Kapelle von Trümmern frei und brachten – nach langen Verhandlungen – ein neues Dach auf. Im Herbst 1948 wurde ein evangelischer Pfarrer in die Innenstadt entsandt, Walter Drobnitzky. Er sorgte dafür, dass der Wiederaufbau vollendet wurde; am 1. Advent 1948 wurde der erste Gottesdienst gehalten.

Die weitere Geschichte haben manche der Leserinnen und Leser miterlebt: wie die Stühle durch Bänke, der alte Ofen durch eine Heizung ersetzt wurden; wie im Westen das „Engel-Fenster“ geschaffen und später die drei noch verschlossenen Fenster geöffnet wurden; wie schließlich die kleine Orgel und der Sakristeischrank beschafft wurden. Derweil hatte sich die Kapelle zu einem Ort des Gebets und des Sakraments entwickelt: Täglich wurden Morgengebet gehalten, zeitweise „in zwei Schichten“, und die häufige Feier des hl. Abendmahls nahm hier ihren Anfang.

Ökumenische Trauungen und ökumenische Gottesdienste begannen hier, und mit Apostel- und Studierenden-Gemeinden haben zahlreiche andere Gemeinden hier ihre gottesdienstliche Heimat. So freuen sich viele, dass die Kapelle nun in erneuerter Gestalt ihre Tür wieder öffnet, auch außerhalb des Gottesdienstes zur Stille, zum Gebet einladend.

Johann Friedrich Moes

Dieser Beitrag ist Teil der 24-seitigen Broschüre „Die St. Johannes-Kapelle zu Münster“. Sie ist beim Küster der Johannes-Kapelle und im Gemeindebüro in der Bergstraße für 2 € erhältlich im Café des Mehrgenerationenhauses und hier als Download: Geschichte der Johannes-Kapelle (PDF-Datei, 201 KB)