Die Apostelkirche
Geschichte der Apostelkirche
Die Apostelkirche in Münster / W. von Johann-Friedrich Moes
Die frühe Baugeschichte
Datierung und baugeschichtliche Einordnung
Architekturgeschichtliche Einordnung
Die jüngere Baugeschichte
Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg
Neugestaltung des Chorraumes
Die Ausstattung
Die Orgel
Die Gewölbemalereien
Der Thomas-Altar von Peter Rittig – Der Apostel-Altar von Hermann Oetken
Literatur
Wer die Apostelkirche zu Münster nördlich des Ringmarkts (Roggenmarkt/ Bogenstraße) an der Neubrückenstraße gelegen – betritt, ist beeindruckt von dem ebenmässig gegliederten, harmonisch gestalteten Raum, zumal wenn dieser an einem hellen Tag von Sonnenlicht durchflutet ist.
Die drei gleich langen, gleich hohen Schiffe mit dem davor gelegenen Chorraum in ihren ausgewogenen Maßen lassen eine einheitliche, konsequent durchgeführte Bauidee vermuten. Und es handelt sich in der Tat um die erste rein gotische Hallenkirche in Westfalen.
Erst bei längerem Verweilen fallen Unterschiede auf: Die Pfeiler der südlichen Reihe sind mit schön profilierten Diensten versehen, die der nördlichen schlicht rund; die meisten Fenster sind zweibahnig und schließen mit einem Dreipass ab, andere dreibahnig und laufen in ein “Fischblasen”-Maßwerk aus. Hieraus ist zu schließen, dass die Baugeschichte doch komplizierter ist, als der erste Blick vermuten läßt.
Zeichnen wir diese zunächst nach.
Die frühe Baugeschichte
Die heutige Apostelkirche gehörte einst zum Kloster der Franziskanerminoriten,das in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstand. Das Gelände fällt von dem Rücken, der Dom und Lambertikirche trägt, zur Aa hin ab, die sich einst in mehrere Arme teilte; die Kirche steht auf der Kante des sandigen Grundes, zum Teil auf Pfähle gegründet, während die nördlich anschließende Klosteranlage schon in der eigentlichen Aa-Niederung lag. Im Westen war die Anlage begrenzt durch einen kleinen Bach, der vom Drubbel zur Aa hinfloß, im Osten von der heutigen Neubrückenstraße.
Das Kloster beherbergte einst die Hochschule der Kölner Ordensprovinz. Dies mag der Grund gewesen sein, die hl. Katharina von Alexandrien, die als Schutzheilige der Wissenschaften gilt, zur Patronin der Kirche zu bestimmen. Diese wurde unmittelbar an den südlichen Flügel des Kreuzgang-Gevierts angebaut; daher ist die Nordwand des Chorraums als Brandmauer mit blinden Fenstern ausgeführt.
Die Kirche bestand ursprünglich aus nur zwei Schiffen, dem Mittel- und dem südlichen Seitenschiff zu je sechs Jochen, dazu dem Chorraum aus drei Jochen mit 5/8-Abschluß.
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Wurden im Süden die Pfeiler in der bekannten Form mit vier Diensten ausgeführt, so wurden im Norden schlichte Rundpfeiler errichtet. Kennzeichen dieses Erweiterungsbaus sind die dreibahnigen Fenster, die in ein Fischblasen-Maßwerk auslaufen. Auch die Fenster in der Westwand der Seitenschiffe sind dreibahnig, aber durch eine Maßwerk Bogenreihe quergeteilt. In der Westwand des Mittelschiffes findet sich über einem schlichten Spitzbogen-Portal ein fünfbahniges Fenster.
In diesem Zustand muß die Kirche verwinkelt, unharmonisch gewirkt haben: Im rückwärtigen Teil dreischiffig, im mittleren zweischiffig, der Chorraum mit seiner Nordwand die Nordwand der Kirche fortsetzend. Über diesen Zustand hätten, wie eine Urkunde von 1661 berichtet, der päpstliche Legat Fabio Chigi und andere im Kloster untergebrachte Teilnehmer an den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden 1648 „Jammer und Klage hören“ lassen, so daß Chigi aus persönlichen Mitteln Geld für eine Erweiterung zusagte. Die Erfüllung dieser Zusage blieb er jedoch – über seiner Wahl zum Papst (Alexander VII.) – schuldig.Bauliche Vollendung nach 400 Jahren
Aber in dem münsterschen Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen fanden die Mönche einen anderen Förderer, und so wurde in den Jahren 1654-59 das Nordschiff vollendet. Diesmal kennen wir auch den Baumeister mit Namen: Franz Gaugrebe aus Bielefeld, Bau meister der Kölner Ordensprovinz der Minoriten und Angehöriger des münsterschen Konventes.
Die Erweiterung ist nicht nur eine technische Meisterleistung der Barockzeit; sie zeichnet sich vor allem durch Einfühlsamkeit, ja Demut aus. Sie fügt sich unter Verzicht auf jede eitle Originalität vollkommen in die vorhandene Bausubstanz ein. Die Rundpfeiler der Nordreihe werden fortgesetzt; die zweibahnigen Fenster mit Dreipaß entsprechen denen der gegenüberliegenden Seite. So wurde nach 400 Jahren die gotische Halle vollendet, deren vollkommene Gestalt, deren harmonische Proportionen den Besucher bis auf den heutigen Tag erfreuen.
Im Zusammenhang mit dieser Erweiterung wurde der Lettner, der den Chorraum vom Schiff trennte und nach den darin aufgestellten Figuren der „Apostelgang“ genannt wurde, entfernt und der Blick auf den Hochaltar der hl. Katharina freigegeben.
Die östlichen Joche der beiden Seitenschiffe wurden als Kapellen abgemauert und davor im Norden ein Antonius-, im Süden ein Marien-Altar aufgestellt. Wohl zur besseren Belichtung der Altarplätze wurden die Fenster in den zweiten Jochen dreibahnig mit Fischblasen-Maßwerk gestaltet.An diesen Ausbau erinnert ein Wappenstein an der Ostwand des nördlichen Seitenschiffes mit dem Wappen des Fürstbischofs und der Unterschrift: “Nono ChrlstophorVs BernarDVs EpIsCopVs anno sVb RoChl CasennonoqVoqVe praesIDls anno IsthaeC eVeXIt pataVlno teCtca parentl” Zu deutsch: Bischof Christoph Bernhard hat im neunten Jahr, ebenfalls im neunten Jahr des Guardians Rochus Casen, diese Gewölbe dem paduanischen Vater (dem hl. Antonius von Padua) aufgeführt. Das Chronogramm ergibt das Jahr 1659. Auch am Außenbau sind die drei Bauabschnitte zu erkennen. Das Mauerwerk ist beim ursprünglichen Bau aus Bruchsteinen aufgeführt. Beim spätgotischen Erweiterungsbau finden sich in der Südwand Werksteine, in der Westwand über einem Sockel aus Bruchsteinen Backsteine, während die nördliche Mauer ganz aus Backsteinen errichtet ist. Dementsprechend ist dann auch die Mauer des ergänzten nördlichen Seitenschiffes in Backsteinen aufgeführt.
Im dritten Joch der Südwand, an einem Strebepfeiler, befindet sich ein arg verwitterter Gedenkstein. Ihm gegenüber ist auf einer Bronzetafel die Inschrift in deutscher Sprache wiedergegeben. Er erinnert an die Gefallenen der Schlacht von Varlar 1454. ln dieser Schlacht siegten Adel und bischöfliche Landesherren über die Bürger der Stadt, die einen anderen als den vom Domkapitel erwählten Kandidaten auf dem bischöflichen Stuhl sehen wollten. So galten sie als Aufrührer, und man verweigerte den Gefallenen das Begräbnis auf den Friedhöfen der Pfarreien. Auf dem Friedhof der Minoriten fanden sie ihre letzte Ruhe.
Daß die Apostelkirche keinen Turm hat, ist begründet in der Ordnung, die sich die Bettelorden für ihre Kirch bauten gegeben hatten. Stattdessen trägt sie einen Dachreiter von sechs eckiger Gestalt, mit Schiefer verkleidet, mit einer hohen, schiefergedeckten Spitze.
Auch dieser Dachreiter hat seine Geschichte. Es gibt eine Radierung von Caspar Merian, die die Beschießung der Stadt durch Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen im Oktober 1657 zeigt. Mit dieser Maßnahme wollte er die Bürger der Stadt zwingen, eine Besatzung bischöflicher Truppen aufzunehmen, weshalb die Bürger ihn später den „Bomben-Bernd“ nannten. Unter der Nr. 7 vermerkt die Bild-Unterschrift: „S. Catharinen Kirch, an welcher daß Thürmlein abgeschoben worden.“ Es dürfte im Zuge der baulichen Erweiterung jener Jahre erneuert worden sein.
Die Zerstörung des Dachreiters ist in der späteren Klosterchronik zwar nicht erwähnt, erklärt aber eindeutig den Umstand, daß im Jahre 1675 drei neue Glocken beschafft wurden. Eine vierte ,größere Glocke von 1537 scheint die Zerstörung überdauert zu haben, fügte sich aber, trotz Umguß, nicht in den Klang und wurde im Ersten Weltkrieg beschlagnahmt, ebenso eine sie ersetzende Glocke im Zweiten Weltkrieg. Sie wurde nicht ersetzt.
So besitzt die Apostelkirche wohl das älteste, aus mehreren ursprünglich zusammengehörenden Glocken bestehende Geläut der Stadt. Alle drei wurden von dem aus Lothringen stammenden Glockengießer Peter Hemony in Amsterdam gefertigt. Die größte ist nach der hl. Katharina genannt und auf e2 gestimmt; die zweite trägt den Namen des hl. Franziskus und klingt auf gis2; die dritte heißt nach Antonius von Padua und hat den Ton h2. Die Glocken sind klein (Höhe zwischen 49 und 33 cm, Durchmesser zwischen 62 und 43 cm), aber liebevoll mit den Stifterwappen von Fürstbischof, Domkapitel und Stadt geschmückt und mit reichen Omamentfriesen verziert, und vor allem: Sie haben einen hellen, weichen, reich entfalteten Klang. So gelten sie mit Recht als eine Kostbarkeit in historischer wie in musikalischer Hinsicht.
Datierung und baugeschichtliche Einordnung
Über den Beginn und die Vollendung des Baus der münsterschen Minoritenkirche fehlen urkundliche Angaben; sie sind also nicht mit Bestimmtheit zu datieren. Eine Kölner Urkunde setzt die Niederlassung der Franziskaner für das Jahr 1247 an. Es scheint sich dabei je doch nur um eine Terminei, eine Art Herberge für umherziehende Mönche, gehandelt zu haben, denn die Chronik der Zisterzienser von Marienfeld benennt Bischof Gerhard von der Mark (1261-71) als einen Förderer der Franziskaner, der sie nach Münster geholt habe.
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Eine ihr entsprechende Aufteilung der Gewölbe findet sich jedoch in der Kölner Minoritenkirche wieder, begonnen 1244/45, dazu zahl reiche Einzelheiten (z.B. kantonierte Pfeiler mit vier Diensten, Gurtbögen von gleicher Form wie die Gewölberippen); jedoch hat der Chor einen 5/10 Abschluß und zeigt gänzlich andere Formen. Außerdem ist die Kölner Minoritenkirche keine Halle mit gleichhohen Schiffen, sondern eine Basilika mit zwei niedrigen Seiten schiffen, die das hohe Mittelschiff begleiten.
Architekturgeschichtliche Einordnung
Die Ausführung der münsterschen Minoritenkirche als Halle scheint von der Elisabethkirche in Marburg bzw. der Zisterzienserkirche in Haina übernommen zu sein, die um die gleiche Zeit längst im Bau waren. Auch andere Beziehungen weisen auf Hessen. So hat die Prämonstratenserkirche in Altenberg bei Wetzlar die gleichen Rippen und Gurtbögen, die gleichen Kapitelle und die gleichen Fenstergewände wie die Minoritenkirche, und die Ruine der Franziskanerkirche in Oberwesel (Rheinhessen) zeigt im Chor die gleichen Kapitelle, hat auch den zweischiffigen Grundriß, wenn auch mit weiterem Pfeilerstand (Chor um 1280, Langhaus später begonnen). Die münstersche Minoritenkirche hat auch „Verwandte“ und „Nachfahren“, vor allem die Minoritenkirche St. Marien in Höxter, deren Chorbau schon 1250 begonnen wurde. Sie ist ebenfalls zweischiffig, jedoch mit niedrigerem Seitenschiff; auch sind die Joche im schmaleren Mittelschiff stärker dem Quadrat angenähert, so daß Mittel- und Seitenschiff nicht so stark voneinander getrennt sind.
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Die jüngere Baugeschichte
Aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 übernahmen die Preußen Fürstbistum und Stadt Münster. Im Zuge der Besetzung der Stadt im folgenden Jahr verwiesen sie die 10 letzten noch im Kloster lebenden Mönche zu den Dominikanern und beanspruchten die Klostergebäude als Kaserne, die Kirche für die Gottesdienste der Soldaten und der nachrückenden Zivilisten. Dabei mauerten sie den Chorraum ab, in dem Decken eingezogen und Wohnungen eingerichtet wurden. Gleichzeitig erhielt die südliche Kapelle eine Toröffnung, da mit man sie zum Abstellen von Geräten (Feuerspritze?) verwenden konnte. Die zugemauerte Öffnung ist noch zu erkennen.
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1822 wurde die neugestaltete Kirche eingeweiht. Am 18. Januar 1840 ging die Kirche in den Besitz der Zivilgemeinde über, doch fanden in ihr auch weiter die Gottesdienste der Militärgemeinde statt. (Dies geschieht auch in der Gegenwart.) Um diese Zeit wurden auch die baufällig gewordenen Klostergebäude abgetragen. An ihrer Stelle entstanden Dienstgebäude der Garnison. Den unmittelbar an den Chorraum anschließenden Teil baute man zum Küsterhaus um. Bei einer Restaurierung 1867-69 wurde das Bogenfeld über dem Südportal mit neugotischem Bildwerk versehen und 1936 ein Windfang davorgebaut.
Der Bau der Erlöserkirche, eingeweiht am 31. 10. 1900, machte es nötig, der nunmehr als „alte Kirche“ bezeichneten evangelischen Kirche einen Namen zu geben. So beschloß das Presbyterium am 19. Dezember 1922, sie „Apostelkirche“ zu nennen. Die Erinnerung an die Apostelfiguren am ehemaligen Lettner mag dabei mitgespielt haben.
In den Jahren 1936-37 fand eine umfangreiche Restaurierung statt. Die Schinkelschen Emporen wurden entfernt, Altar und Kanzel vereinfacht.

vor der Restaurierung – 1932

nach der Restaurierung – 1937
Bei den Arbeiten an den Gewölben entdeckte man die Malereien und stellte sie sorgfältig wieder her.
Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Apostelkirche schwere Beschädigungen. Einige Sprengbomben trafen sie unmittelbar, andere schlugen in nächster Nähe ein. Die Folgen: Die drei westlichen Joche des Mittel- und des nördlichen Seitenschiffes stürzten ein; weitere Gewölbe und Pfeiler wurden beschädigt, die Fenster und einige Maßwerke durch den Luftdruck zerstört. Der Wiederaufbau der Kirche muß als eine große Leistung der Nachkriegsgeneration angesehen werden. Ihr ist es zu danken, daß die kostbare gotische Halle in ihrer ganzen Schönheit wieder erstanden ist.
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Anfang der 60er Jahre erwiesen sich weitere Arbeiten als notwendig. Zunächst wurde der mittelalterliche Wandrest des zerstörten Küsterhauses gesichert. Die hier entstehende Sakristei wurde später in den Neubau des Kreiskirchenamtes einbezogen. Das spitzbogige Portal zur Sakristei gilt als eines der Fenster der mittelalterlichen Sakristei.
Sodann wurde der “Trompeterchor” entfernt und der gesamte Boden des Chorraums tiefer gelegt. Absinken des Grundwassers und Erschütterungen durch Bautätigkeit und Verkehr machten es nötig, die noch auf mittelalterlichen Holzpfählen ruhende Nordwand des Chores und die Ostwand des nördlichen Seitenschiffes mit einer neuen Pfahlgründung zu unterfangen.An den Abschluß des Wiederaufbaus erinnert ein Chronogramm im westlichen Chorgewölbe:
ECCLESIA SANCTIS APOSTOLIS SACRATA
Die den heiligen Aposteln geweihte Kirche
VIGINTI ORBIBUS ANTHAC BELLO EVERSA
vor 20 Jahren im Krieg zerstört
NUNC PIE RENOVATA
nun treulich erneuert
PATRI CAELESTI LAETAS LAUDES CANTAT
singt dem himmlischen Vater frohes Lob
CANTETQUE INTEGRA FUTURIS IN SAECULIS
und möge es in künftigen Jahrhunderten unversehrt singen
MDCCCCLXIV
1964
Neugestaltung des Chorraumes
Doch erst nach einer längeren Erprobung wurde der Chorraum neu gestaltet, und zwar im Jahre 1976 durch den Bildhauer Heinrich Gerhard Bükker aus Beckum-Vellern. Dieser entwarf auch die Ausstattung der Taufkapelle gegenüber dem südlichen Eingang, die im Jahre 1979 hergerichtet wurde.Als die Vollendung des Wiederaufbaus dürfen wir die Einbringung der farbigen Fenster in den Chorraum in den Jahren 1990 und 1992 ansehen. Sie wurden nach Entwürfen von Paul Weigmann aus Leverkusen in der Glasmalerwerkstatt Dr. Heinrich Oydtmann in Linnich hergestellt. In ihrer Gestaltung sind Blätter und Ranken erkennbar in abstrakten Farben gehalten. Damit nehmen die Fenster Motive aus den Gewölbemalerei auf.
Die drei Fenster im Chorabschluß sind in kräftigen Farben, von erdigem Rot in blaue Töne übergehend, gestaltet und schließen damit den Raum wirklich nach außen ab. Die silbernen „Blätter“ lassen das Licht hell aufstrahlen, in deutlichem Kontrast zu den Farben. Auf diesem Hintergrund kann das Kreuz, alter Symbolik folgend, als Lebensbaum angeschaut werden.
Die Fenster in der Südwand des Chorraumes bilden einen Übergang zu den mit schlichtem, handgezogenem Goethe-Glas ausgestatteten Fenstern des Langhauses. Ihre Motive sind sparsamer, ihre Farben ruhiger gehalten und lassen so die Fenster im Chorabschluß in ihrer ganzen Leuchtkraft hervortreten. Mit dem Verzicht auf figürliche Darstellungen fügen sich die Fenster in den sparsamen Stil der Bettelmönchskirche. Mit ihren leuchtenden Farben geben sie dem Altarraum einen deutlichen Akzent.
Die Ausstattung
Im Scheitel des Chorraumes ist eine Bildtafel aus dem Zyklus „Genesis“ von H. G. Bücker angebracht. Auf einem kupfernen Viereck findet sich eine kreisförmige Scheibe aus Aluminiumguß, in ihrer Mitte eine gewölbte Goldscheibe, die die Versteinerungen zweier Fische (ca. 180 Mio. Jahre alt) trägt. Dasselbe Gold erkennt man waagerecht am Fuß und in Form eines Kreissegments am Kopf der Scheibe. Es deutet so auf das Getragen- wie Durchdrungenwerden der Schöpfung durch den Geist Gottes hin.
In der Mitte des Chorraums ist ein großes Kruzifix (ebenfalls von H. G. Bücker) aufgehängt, das Kreuz aus Mooreiche, der Corpus aus Bronze. Die Gestalt des Gekreuzigten, fast vor dem Kreuz schwebend, lässt die Auferstehung ahnen.
Der Altar, aus Sandsteinplatten gefügt, erscheint recht klein; erst mit der um ihn versammelten Gemeinde ist er vollständig.
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An der östlichen Wand des südlichen Seitenschiffes befindet sich der Flügelaltar,der 1950 von dem Kirchenmaler Hermann Oetken aus Delmenhorst geschaffen wurde und seinen Platz zunächst im Chorraum hatte. In der Mitte ist in Holz geschnitzt, der Gekreuzigte zu sehen. Die Flügel zeigen in geöffnetem Zustand die Gestalten der zwölf Apostel. Sie erinnern in ihrer Darstellung an mittelalterliche Vorbilder. Auf den geschlossenen Flügeln sind Johannes der Täufer und der Prophet Jesaja zu sehen, die auf den Gekreuzigten als das „Lamm Gottes“ hinweisen (Johannes 1, 29 und Jesaja 53, 7).
Der graue Farbrest an der Südwand stammt von der ursprünglichen Ausmalung der Kirche aus dem 13. Jahr hundert. Sie muß in ihrem hochmittelalterlichen Zustand recht düster gewirkt haben, ganz anders als heute.
Im nördlichen Seitenschiff, dem südlichen Eingang gegenüber, befindet sich die Taufkapelle. Der Taufstein aus Baumberger Sandstein und das Lesepult wurden von H. G. Bücker entworfen. Im Taufstein befindet sich eine Taufschale aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, die in sorgfältiger Ziselierung die Taufe Jesu zeigt. Zur Ausstattung der Taufkapelle gehört noch ein Ständer mit Bronzefüßen und einer Platte aus Mooreiche. – An der Rückwand hängen fünf eichene Bildtafeln mit den Darstellungen Jesu und der Evangelisten. Sie wurden 1937 für die damals umgestaltete Kanzel gestiftet. Die Wandbehänge in der jeweiligen liturgischen Farbe wurden in der Paramentenwerkstatt der Benediktinerinnen-Abtei Dinklage gewebt.
Die Orgel
Die Orgel, an der Westwand des Mittelschiffes auf der Empore aufgestellt, wurde 1968 von Paul Ott, Göttingen, gebaut und 1990 von Karl Schuke, Berlin, überarbeitet. Sie hat 36 Register in Hauptwerk, Brustwerk, Oberwerk und Pedal und ist mit mechanischer Traktur ausgestattet.
In der Kirche befindet sich noch eine kleine Chororgel mit 5 1/2 Registern, 1984 von der Firma Steinmann in Vlotho gebaut.
Die Gewölbemalereien
Bei der Restaurierung der Apostelkirche 1936 wurden in den Gewölben unter der Tünche farbige Malereien entdeckt, und zwar in mehreren übereinanderliegenden Schichten. Bei der sehr umsichtig durchgeführten Sicherung wurde jeweils entschieden, welche Schicht wiederhergestellt werden sollte. Durch die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden die Malereien in den westlichen Jochen völlig vernichtet, die übrigen haben durch Feuchtigkeit und Erschütterungen stark gelitten, sind aber beim Wiederaufbau vorsichtig restauriert und gereinigt worden.
Die Malereien haben bei ihrer Entdeckung 1936 großes Aufsehen erregt und zählen zu den schönsten in Westfalen. Sie stammen aus drei verschiedenen Perioden:
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Vielfältig sind die Malereien, die sich vor allem in den unteren Zwickeln der Gewölbe und in den Kappen seitlich der Gurtbögen finden; unterschiedliche Gestaltungen lassen verschiedene Hände erkennen, die einst daran gearbeitet haben. Diese Malereien stammen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts; vielleicht hatte der Bildersturm der Wiedertäuferzeit eine neue Ausmalung notwendig gemacht. Da erkennt man zunächst in schwarzer oder grauer Farbe gehaltene Stauden, dazu allerlei figürliche Darstellungen: über dem nördlichen Chor-Eckpfeiler einen Schützen, der auf einen Vogel zielt; im Zwickel über der Kanzel, dem Chor zugewandt, das Rad der Fortuna, Inbegriff der Wechselhaftigkeit irdischen Glücks; daneben einen Hahn auf einem Nest; gegenüber einen Doppeladler. Weiter sind Blumengebinde in unterschiedlichen Farben zu erkennen. Hierzu gehören ebenfalls figürliche Darstellungen, z.B. in der westlichen Kappe des östlichen Mittelschiff-Jochs eine sitzende Gottesmutter mit dem stehenden Jesusknaben. In der anstoßenden Kappe des nächsten Jochs ein Kruzifix. Eines der Blumengebinde aus dieser Zeit findet sich am Schlußstein des westlichen Chorjoches. An der Kappe östlich davon ein Schriftband mit der Jahreszahl MVCXXXX (1540).
Zwei große Darstellungen des Weltgerichts und des Abendmahls im Westteil der Kirche sowie ein Schriftband mit der Jahreszahl 1552 gehören zu den vernichtetenMalereien. Besonders auffällig sind die großen Blumengebinde mit hellgrünen Blättern und orangefarbenen Blüten, gelegentlich mit kleinen Figürchen (Engelkopf u.a.) geziert, die – mit den eben genannten Ausnahmen – die Schlußsteine umgeben. Diese barocke Ausmalung stammt aus dem Jahr 1630, und diesmal ist auch der Künstler bekannt: Johann Voß aus Münster mit seinem Gehilfen Dietrich Glasemacher aus Dülmen.
In den vier zuletzt errichteten östlichen Jochen des nördlichen Seitenschiffs wurden keine Malereien gefunden. Es wird daher angenommen, daß bei dieser letzten Erweiterung der Kirche (1654-59) der ganze Raum weiß getüncht wurde. So wurden die wunderschönen Malereien zugedeckt, bis sie – fast ein Vierteljahrtausend später – wiederentdeckt wurden. Sie haben die Fachwelt zu allerlei Untersuchungen – angeregt und erfreuen einen jeden, der seinen Blick nach oben richtet und regen ihn zu weiteren Entdeckungen an.
Der Thomas-Altar von Peter Rittig – Der Apostel-Altar von Hermann Oetken
Den Aufsatz von Felizitas und Ulrich Bartels zur „Apostelkirche Münster – Ein verschwundener Altar – ein ungeliebter Altar“ aus dem Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte Bd. 120 (2024) finden Sie hier zum Download.
Literatur
Max Geisberg, Die Stadt Münster, Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, 41. Band, 6. Teil, Münster 1941, S. 209-257
Ulf-Dietrich Korn, Notizen zur Baugeschichte und architekturgeschichtlichen Stellung der Minoritenkirche in Münster, in: 700 Jahre Apostelkirche, Münster 1984, S. 19-66
Thomas Weigel, Die Apostelkirche, in: J. Poeschke, C. Syndikus, Th. Weigel, Mittelalterliche Kirchen in Münster, München 1993, S. 144-156.