Weihnachtsoratorium von Joh. Gottfried Heinrich Stölzel (1690-1749) 

Erste und einzige Aufführung in Münster

2011 Stölzel PlakatJedem Sänger ist die Arie “Bist du bei mir” (Hörbeispiel) von J.S. Bach bekannt. Dass diese berühmte Arie in Wirklichkeit von Joh. Gottfried Heinrich Stölzel stammt, wissen nur die wenigsten. Lange Zeit wurde sie  Bach zugeschrieben (BWV 508), weil sie – ohne Komponistenangabe – im Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach von 1725 enthalten ist.  

Das Weihnachtsoratorium wurde erst vor kurzem wieder entdeckt.  Das Titelblatt des Textbuches ist mit 1728 datiert und befindet sich noch heute in Gotha, während sich die Abschriften der Noten in Sondershausen erhalten haben. Zu jedem Feiertag gibt es zwei Kantaten – eine zur Epistel (Lectio) und eine zum Evangelium. Daher gibt es auch keine durchgehende Handlung wie im Weihnachtsoratorium von Bach. Die Kantaten sind nur für die ersten 3 Feiertage bestimmt, die nach alter liturgischer Tradition – Die Geburt Jesu – Der Tag des Erzmärtyrers Stephanus – und Die Fleischwerdung des Wortes nach Johannes – waren.  Wie bei Bach ist die Instrumentierung der einzelnen Sätze sehr farbig und abwechslungsreich, die Klangpracht kommt der von Händel nahe: Große Chöre sind mit Pauken und Trompeten besetzt, Arien mit Streichern und Holzbläsern. 

Stölzel war einer der produktivsten Komponisten seiner Zeit. Wir wissen z. B. von 12 kompletten Jahrgängen mit Kantaten für jeden Sonntag im Kirchenjahr – von denen die meisten allerdings inzwischen verschollen sind. Sie sind kürzer und auch einfacher als die von J.S. Bach, der “nur” 5 solcher Kantatenjahrgänge komponiert hat, aber man wird Stölzel Originalität, Einfallsreichtum und hohe künstlerische Qualität nicht absprechen können. Alles ist eine Nummer kleiner, insgesamt aber überzeugend gemacht. J.S. Bach kannte Stölzel persönlich, besaß sogar einige Abschriften, u.a. von Klavierwerken und hat möglicherweise Vokalwerke Stölzels in Leipzig aufgeführt. Der Nekrolog berichtet übrigens von “ohngefähr vierzehn Paßions- und Weihnachts-Oratorien” Stölzels. Als weitere Erstaufführung erklang  am Schluss dieses Konzertes ein Te Deum. Wann und zu welchem Anlass Stölzel es komponierte, ist nicht bekannt. Das Original ist verschollen, die Abschrift aus Sondershausen stammt aus dem Jahre 1759 – da war Stölzel bereits 10 Jahre tot. Aufgrund der Streicherbesetzung mit geteilten Bratschen vermutet man die Entstehung bereits um 1720.

2011 Handschrift Stölzel

Die Abschrift zeigt den Beginn: “Herr Gott, dich loben wir”      

30 Jahre wirkte Stölzel als Secretarius und Kapellmeister am Hof in Gotha. Warum er im Alter von 27 Jahren den exquisiten Ruf, als Hofkapellmeister nach Dresden zu kommen, ausschlug und zwei Jahre später vergeblich versuchte, am Hof in Sondershausen angestellt zu werden, bleibt ungeklärt.
Der Umstand jedoch, dass der Sondershäuser Hof seine Entscheidung bereute und aus Gefallen an Stölzels Werk hunderte Kopien anfertigen ließ, verdanken wir das Quellenmaterial dieser Aufführung, denn in Gotha sind bei einem Schlossbrand die meisten Kompositionen vernichtet worden.

Hörbeispiele

Hörbeispiel 1 aus einer Kantate, Hörbeispiel 2: Anfang des Te Deum

Dankes-Mail

Ich war am 2. Feiertag im Gottesdienst, es war so toll ! Wunderschöne Musik!
Wem kann man da danken: dem Chor, dem wunderbaren Orchester, dem Dirigenten?
Für mich sind solche Stunden kleine Kostbarkeiten und ich bin sehr beglückt wieder nach Hause gefahren. C.H.

Das Konzert gestern war wieder einmal eine Wucht. Insbesondere das Te Deum
ist eine wirkliche Überraschung und könnte Eingang in das Repertoire finden.
Viele Grüße U.B.

Es war ein sehr gelungenes und aufschlussreiches Konzert. Das Te Deum übertrifft klar die Weihnachtskantaten. Ein geniales Stück mit der Verquickung von traditioneller
Liturgie und barockem Kompositionsstil. Herzlichen Glückwunsch. Beste Grüße Ihr M.B.

Ein schönes Konzert, eine schöne, interessante Musik, ein wunderbarer Klang!
In so kurzer Zeit nach dem “Elias”  ein neues Werk einstudiert und toll gesungen zu haben,
das ist was!!
Es war eine Freude dem Chor zuzuhören.
Es war eine Freude, diese Aufführung miterleben zu können.
Vielen Dank L.D.

Danke für das großartige Konzert; mein Mann hat sogar das zeitgleiche Fußballspiel des VfB ignoriert (als echter Schwabe!)